Geschichte des Weinbaus in Jena
"Die Weinberge sind um Jena weiland so gemein gewesen,
dass
man darüber des Ackerbaus vergessen hat."
Adrian
Beier, Geographus Jenensis, 1665
Der Weinbau im Jenaer Raum begann in der Mitte in der Mitte des 12. Jahrhunderts und kam vermutlich aus Franken nach Thüringen. Mitglieder der Adelsfamilie von Auhausen (die späteren Lobdeburger) siedelten von Franken nach Thüringen über. Sie bauten im 12. Jahrhundert ihren zukünftigen Stammsitz oberhalb von Lobeda. Die Burg wird 1166 erstmals urkundlich erwähnt. Es ist sehr wahrscheinlich, dass es das Lobdeburger Adelsgeschlecht war, das gleich nach der Umsiedlung aus seiner fränkischen Heimat die Weinrebe hier heimisch machte. Der Adel wusste damals einen guten Tropfen durchaus zu schätzen, und im Saaletal ließ sich ein, dem fränkischen vergleichbarer, Wein anbauen. Aus dieser Zeit sind dann auch Urkunden erhalten, die eine gewisse Kenntnis von Weinlagen bei den Stiftern voraussetzten:
Im Jahre 1182 werden fünf Acker Weinberg bei Porstendorf von
Falco von Stechau dem Kloster Pforte verliehen; er erlässt das Fuder Wein, das
geliefert werden sollte. Aus dem gleichen Jahre datiert eine Schenkung an das
Kloster Altenzella bei Nossen zur Anlegung eines Weinberges in Zwätzen durch
Werner von Monra. 1185 eignet Otto der Reiche (1156-1190), Markgraf von Meißen,
dem Kloster Altenzella den Zehnten von Weinbergen in Camburg und am Berge Jenzig
zu, die ihm durch kaiserlichen Entscheid zugefallen waren. 1196 schenkt
Dietrich, Graf von Weißenfels dem Kloster Altenzella den Zehnten von seinen
Weinbergen in Camburg, Jena, Kirchberg und in Eisenberg. In dieser Urkunde
heißt es, "die von Luovo von Camburg angelegt worden waren". Dieser
Luovo tritt in Urkunden von 1136 bis 1154 auf, so daß man davon ausgehen kann,
das die Weinberge etwa 1140 - 1150 angelegt worden waren.
Die erste
Erwähnung des Jenzig (montem genzege) überhaupt ist in einer
Urkunde von Friedrich I. Barbarossa aus
dem Jahr 1158. Darin schenkt Babarossa den Jenzig und den in der Nähe liegenden
Gleisberg dem deutschen Reich in Folge einer "Gebietsreform". Wenn
auch der Weinbau hier nicht erwähnt wird, kann man vermuten das es ihn bereits
gab. Warum sollte der Kaiser sich mit einem unbedeutendem bewaldetem Berg beschäftigen.
Dieses ist in guter Übereinstimmung mit dem Vorgenannten, so daß man von
einer fast 900 jährigen Geschichte des Weinbaus um Jena ausgehen kann.
Ist die Anzahl der überlieferten Urkunden von Weinbergen aus dem 12. Jahrhundert noch gering, so nimmt ihre Zahl im Laufe des 13. und 14. Jahrhunderts ständig zu. Noch waren die Klöster und der Adel die größten Besitzer von Weinbergsland. Zahlreiche Urkunden belegen, dass adlige Grundherren häufig Klöstern Weinland schenkten. Das es sich dabei um gute Lagen gehandelt hat dürfte außer Zweifel sein, denn die Mönche und Nonnen verstanden durchaus etwas von Wein und Weinbau, und der Adel hatte zumindest soviel Gottesfurcht, dass er sein Seelenheil nicht durch Stiftung einer schlechten Weinlage in Gefahr bringen wollte.
Aber auch das Bürgertum tritt immer mehr als
Weinlandbesitzer in Erscheinung. Nach dem Geschossbuch aus dem Jahre 1406
befanden sich damals 1582 Acker (676,5 ha) Rebfläche um Jena im Anbau, die sich
auf folgende Eigentümer verteilte:
423 Acker Niederer
Landadel
370 Acker Freier
Adel
284 ¾ Acker Landesherrschaft
266 ¾ Acker Bürgerschaft
133 ½ Acker Klöster
72 Acker Pfarreien
14 ½ Acker Stadtrat und Brückenhof
9 ½ Acker Ministerialen
8 ½ Acker Deutscher Orden
Im 16. Jahrhundert hat der Weinbau dann mit ca. 700 Hektar Rebfläche seine
größte Ausdehnung erreicht, bevor er zugunsten anderer Wirtschaftzweige wieder
zurückging und durch die Reblaus etwa 1885 ganz zugrunde ging.